Das blaue Band flattert wieder
Die imkerliche Unruhe legt sich langsam, es ist jedes Jahr das gleiche Spiel, eine typische Kombination aus Ungeduld, Hoffen, Bangen und Freude. Langsam überwinden die Bienen ihre Winterruhe , fahren den Brutzyklus hoch und erobern sich wieder die Natur. Es ist ein filigran aufeinander abgestimmtes Wachsen der ersten Blüten draußen und der sich steigernden Bruttätigkeit im Volk.
Winterlinge, Schneeglöckchen, Krokusse, Hasel, Mahonie, Weide und Erle liefern aktuell den Grundstoff für das Wachsen des Bienenvolkes. Und dabei geht es nicht um Nektar und Honig, sondern um den Stoff, den Bienen in ihrer Entwicklung vom Ei über die Larve und Made zum fertigen Insekt brauchen: Pollen, Pollen und nochmals Pollen. Der männliche Samen der Blüten steht aktuell bei den Bienen hoch im Kurs. Für ihn riskieren die Bienen einiges. Kaum scheint die Sonne um die Mittagszeit auf die Bienenkästen, wagen sich die ersten Sammlerinnen heraus und kehren oft genug steif und klamm vom Flug zurück. Transportiert wird der Pollen in kleinen Paketen an den Beinen der Bienen.
Das Wetter ist bei diesem Spiel zwischen Flora und Fauna die große Risikokomponente. Nachts haben wir zur Zeit noch ordentlich Frost, tagsüber ein kalter Wind, nur die Mittagszeit bietet den Bienen manchmal die Chance auf einen erfolgreichen Sammelflug. Dabei spielt die Flugentfernung eine wesentliche Rolle. Ein guter Bienenstandort hat deshalb ordentlich viele Frühblüher gleich vor der Bienenhaustür.
Und so kann der Frühling mit seinem "blauen Band" die Bienen locken. Ich bin sicher, die Bienen lieben ihren Eduard Mörike.
Er ist's
Frühling läßt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
– Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's!
Dich hab ich vernommen!
Eduard Mörike (1829)