Ein Haus für Bombus terrestris
Beim Reinigen der Vorjahres-Vogelnistkästen ist uns ein besonders weiches Vogelnest aufgefallen, in dem eine Unmenge von Tierhaaren verarbeitet waren, darunter reichlich Katzenhaare. Eine pfiffige Idee des Vögelchens, das Fell des Fressfeindes für sich zu nutzen.
Das weiche Nest erinnert an eine Brutkammer der Erdhummel. Und so wollten wir dem Recycling eine weitere Umdrehung gönnen und haben rund um das Ex-Vogelnest einen Hummelbrutkasten gebaut. Ein weiteres Nistplatzangebot für Erdhummeln kann nie schaden. Ich habe einen aussortierten Bienenkasten zerlegt, zu einer Hummelbehausung umgestaltet und unter der Hecke bodennah im Schatten platziert. Ein Angebot - ob's angenommen wird, werden wir in den nächsten Wochen sehen. Hummeln sind bei der Wahl ihres Brutnestes sehr wählerisch.
Im Frühling sehen wir die überwinterten weiblichen Hummeln knapp über dem Erdboden auf Erkundungsflug. Die Erdhummel bombus terrestris sucht und inspiziert alte verlassene Mäuse- und Maulwurfnester. Wenn die Nistkammer der Maus im Boden eine trockene und feinwollige Auspolsterung aufweist, richtet sich die Hummelmutter häuslich ein und legt ein Brutnest an. Für die erste Generation frisch erbrüteter Hummeln muss die Mama noch selber sorgen, später helfen die jung geschlüpften Hummeln mit bei der Versorgung der Brut.
Ein künstlicher Hummelnistkasten muss bestimmten Anforderungen genügen, um überhaupt in die engere Wahl der suchenden Erdhummel zu kommen. Der Kasten braucht einen röhrenartigen Eingang, der im Inneren in die eigentliche Brutkammer führt. Das ist in der Regel ein innen liegender Karton auf einem Bett aus Kleintierstreu. Das Ganze muss von der Hummel als "Mausnest" akzeptiert werden. Die Brutkammer wird üblicherweise mit feiner Polsterwolle ausgekleidet. In unserem Fall diente das weiche Vogelnest aus dem Vorjahr als Innenausstattung der Brutkammer. Der Wetterdeckel schützt vor Regen, kann aber auch abgenommen werden, so dass man einen vorsichtigen Blick in die Kinderstube werfen kann.
Und jetzt heißt es warten und beobachten, ob die Behausung in Augenschein genommen wird und in die engere Wahl kommt. Vielleicht klappt's ja.
Die dunklen Erdhummeln zählen zu den größeren Exemplaren unserer heimischen Hummelarten. Sie sind leicht an den gelb-orangen Querbinden und dem weißen Hinterleib zu erkennen. Erdhummeln werden im erwerbsmäßigen Gartenbau gerne zur Bestäubung von Tomaten in Gewächshäusern eingesetzt. In unserem Garten hat die Hummel im neuen Nistkasten dann nur 10 Meter Flugdistanz zu unseren Tomaten zurückzulegen. Wir sind zuversichtlich!