Silvester-Ritual. Merci, bee!
Manche Rituale muten vielleicht etwas kindisch an.
Was unser Silvester-Ritual - unser Dankeschön an die Bienen - angeht: wir machen's einfach, weil wir das seit vielen Jahren so machen. Ab Mittag besuchen wir unsere Bienen. Deckel runter, Wärmeisolierung kurz beiseite legen, dann mit der flachen Hand oben auf die Stoffabdeckung der Rähmchen und erst mal die Temperatur fühlen. Eiskalt wäre die Katastrophe, dann wäre das Volk tot. Aber alle Völker sind warm, sie leben. Und dann - schmunzeln erlaubt - bedanken wir uns bei den Bienen für das abgelaufene Jahr und wünschen ein gutes neues Bienenjahr.
Das Fühlen der Temperatur durch Handauflegen kann Aufschluss geben über den Zustand des Volkes. Ist die Temperatur im Zentrum merklich wärmer, wird das daran liegen, dass die Königin ihre Legetätigkeit aufgenommen hat. Das Volk startet in die Brut und hat begonnen, die Volksstärke für den blütenreichen Frühling hochzufahren.
So läuft's in normalen Jahren. Dieses Jahr ist es an Silvester so warm, dass wir mittags schon von weitem sehen und hören, dass die Bienen fliegen. Wir hätten uns also am Flugloch auch per Handshake bedanken können. Die Bienen nutzen den warmen Tag, um sich beim Reinigungsflug durch schwunghaftes Absetzen von Kottröpfchen zu erleichtern. An manchen Bienenstandorten kommen einzelne Bienen mit Pollenpaketen an den Beinen vom Ausflug zurück.
Die meisten Völker lesen den Naturkalender richtig und beginnen bald nach der Wintersonnenwende am 21. Dezember mit Eilage und Brüten. Wenn die Bienen im Herbst einen guten Vorrat an Pollen gebunkert haben, können aus diesem Vorrat die ersten Jungbienen des neuen Jahres ernährt werden. Ansonsten stellt die Natur bald den ersten frischen Pollen bereit. Winterlinge, Schneeglöckchen, Krokusse, Hasel, Weide und Erle stehen in den Startlöchern.
Ein paar warme Mittagsstunden reichen aus. Und schon fliegen die Bienen wieder. Was für ein Hochgenuss. Merci, bee!